Finanzen sinnvoll strukturieren

Wie kann man seine Finanzen sinnvoll strukturieren? Das ist eine essentielle Frage, die jedoch nicht pauschal beantwortet werden kann. Dies hängt ganz wesentlich von den persönlichen Umständen ab. Ich kann hier lediglich an meinem Beispiel zeigen wie ich dabei vorgehe und angefangen habe. Dies möchte ich an dieser Stelle tun und damit vielleicht dem ein oder anderen den Einstieg erleichtern und einige Anhaltspunkte und Tipps geben.

1. Tilgung von Konsumschulden

Bevor ihr anfangen könnt erste Rücklagen und Investments zu tätigen, solltet ihr sämtliche offenen Konsumschulden aus Konsumentenkrediten getilgt haben. Dazu gehört für mich auch der Ausgleich eines eventuell offenen Dispo Kredits. Nicht selten werden gerade beim Dispo Zinssätze von 10% oder mehr erhoben. Eine bessere Rendite ist am Kapitalmarkt nur schwer erreichbar.

2. Notfallrücklage

Sobald alle Konsumentenkredite getilgt sind, ist es wichtig sich eine Notfallrücklage aufzubauen. Die Notfallrücklage soll dazu dienen unvorhergesehene Ausgaben problemlos meistern zu können. Hin und wieder kommt es vor, dass etwas größere Dinge wie eine Waschmaschine kaputt gehen und vielleicht im gleichen Zeitpunkt auch das Auto noch meint, streiken zu müssen. Hier kommen schnell einige hundert Euro für Reparaturen oder Neuanschaffungen zusammen. Damit man nicht gleich wieder sein zuvor mühsam ausgeglichenes Girokonto überziehen muss sollte genau dafür eine Notfallrücklage aufgebaut werden.

Rücklagen

Quelle: flicker.com, Fotograf: Tim Reckmann. License: Creative Commons 2.0

Auch in allgemein wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es sinnvoll eine Notfallrücklage zu haben. Es kommt nicht selten vor, dass Unternehmen gezwungen sind, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Dies bringt natürlich auch Einbußen beim Gehalt mit sich. Hat man hier eine üppige Notfallrücklage, kann man einer solchen Situation deutlich gelassener entgegen sehen.

 

Die Höhe der Notfallrücklage hängt sehr stark von den persönlichen Umständen ab. Ich selbst bin als Angestellter tätig und habe mich dazu entschlossen 3 Monatsgehälter (Netto) als Rücklage auf die Seite zu legen. Bist du selbständig, oder als Freelancer tätig, sollte diese etwas höher ausfallen.

Sofern die Notfallrücklage in Anspruch genommen wurde, muss diese natürlich umgehend wieder aufgefüllt werden.

Ich selbst habe meine Notfallrücklage auf einem Tagesgeldkonto liegen um schnell darauf zugreifen zu können.

3. Sonstige Rücklagen

Urlaub

Jeder von uns möchte ein bis zwei Mal im Jahr in Urlaub fahren. Auch dafür benötigt man etwas Kleingeld. Ich selbst lege mir eine Obergrenze fest die ich pro Jahr für Urlaube ausgeben möchte und zahle dann jeden Monat den entsprechenden Betrag auf ein separates Tagesgeldkonto ein. So muss ich für Urlaube nicht auf die Notfallrücklage zugreifen. Das Geld auf diesem separaten Urlaubskonto darf komplett aufgebraucht werden.

Jährliche Ausgaben

Wahrscheinlich kennt es jeder von uns. Im Januar werden allerhand Abbuchungen von diversen Versicherungen, etc. vorgenommen die nur einmal im Jahr fällig werden. Dies kann die KFZ-, Haftpflicht-, Hausratversicherung, oder auch der Mitgliedsbeitrag im Fitnessstudio sein. Um hier nicht direkt auf die Notfallrücklage zurückgreifen zu müssen lohnt es sich auch hier monatlich den ein oder anderen Euro auf Tagesgeldkonto zu legen.

KFZ-Neuanschaffung

Jeder von uns möchte, oder muss sich nach einiger Zeit ein neues Auto kaufen. Irgendwann ist das Auto abgenutzt, die Reparaturen nehmen zu und das Auto wird zur “Sparbüchse”. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss genügend Geld zur Verfügung stehen um sich ein neues Auto leisten zu können. Eine Finanzierung kommt hier für mich in gar keinem Fall in Frage, weshalb es sich empfiehlt auch hier monatlich einen gewissen Betrag auf die Seite zu legen.

Hast du dir zum Beispiel einen Gebrauchtwagen für 15.000,00 EUR gekauft und möchtest nach 7 Jahren wieder ein neues Auto in der gleichen Preisregion kaufen können, musst du den Wertverlust des Wagens in diesem Zeitraum abschätzen. Ich schätze, dass der Wagen nach diesem Zeitraum nicht mehr als 4.000,00 EUR Wert sein wird. Bedeutet du musst innerhalb von 7 Jahren 11.000,00 EUR an Rücklagen bilden. Das kommt einer monatlichen Rücklage von 130,00 EUR gleich. Dies würde ich auch auf ein separates Tagesgeldkonto legen.

Erhaltungsaufwand Immobilien

Jeder der selbst genutztes oder auch fremd vermietetes Wohneigentum besitzt, wird früher oder später in der Situation sein Geld für Erhaltungsaufwendungen ausgeben zu müssen. Dies kann eine größere Reparatur an der Heizung sein, ein neues Badezimmer, eine neue Dacheindeckung, ein neuer Gebäudeanstrich und vieles, vieles mehr. Um hier nicht jedes Mal ein Darlehen bei einer Bank aufnehmen zu müssen empfiehlt es sich auch hier monatlich einen gewissen Betrag auf ein separates Konto zu legen.

Ich selbst handhabe es so, dass ich je Quadratmeter Wohnfläche 1,50 EUR monatlich auf ein separates Tagesgeldkonto lege. Hast du zum Beispiel ein Haus mit 130qm Wohnfläche wären das im Monat 195,00 EUR. Innerhalb von 10 Jahren kommen so über 23.000 EUR zusammen. Davon sollte sich eine neue Heizungsanlage finanzieren lassen.

Die Rücklage ist selbstverständlich auch vom Zustand der Immobilie abhängig. Bist du gerade erst frisch in einen Neubau eingezogen, ist es durchaus auch in Ordnung lediglich 0,75 EUR oder 1,00 EUR je Monat und Quadratmeter Wohnfläche zurückzulegen. Handelt es sich hingegen um ein älteres Gebäude bei dem es absehbar ist, dass in nächster Zeit mehrere Maßnahmen anstehen, empfiehlt es sich auch vielleicht 2,00 EUR je Monat und Quadratmeter zurückzulegen.

Gesundheitskosten

Rücklagen für Gesundheitskosten sollten vorwiegend Personen bilden, die privat versichert sind. Bist du privat versichert musst du Behandlungskosten vorstrecken, bevor du von deiner Krankenversicherung die Rückerstattung nach Einreichung der Rechnungen bekommst. Je nach Art der Behandlung können dies enorm große Beträge sein. In vielen Verträgen ist auch ein Selbstbehalt vereinbart. Bis zu diesem musst du die Kosten in jedem Fall selbst tragen. Ebenfalls berücksichtigen musst du, dass die Beiträge für die PKV wesentlich schneller steigen und gerade im höheren Alter wesentlich höher ausfallen werden als in der gesetzlichen Krankenkasse.

Bei mir ist es aktuell so, dass meine Beiträge zur privaten Krankenversicherung wesentlich geringer sind, verglichen mit der gesetzlichen Krankenkasse. Zudem bekomme ich jährlich eine Betragsrückerstattung sofern ich keine Rechnungen einreiche. In 15 bis 20 Jahren werden die Kosten in der PKV deutlich höher als in der GKV sein. Aus diesem Grund bilde ich auch hier Rücklagen. Ich lege einfach die Differenz der Einsparung zur GKV auf ein separates Tagesgeldkonto.

4. Umsetzung

Wie habe ich nun diese Struktur umgesetzt? Letztendlich muss dieses Geld immer sehr kurzfristig verfügbar sein, weshalb lediglich Tagesgeld Konten dafür zum Einsatz kommen sollten. Ich selbst nutze für jede Rücklagenkategorie ein eigenes Tagesgeldkonto. Aktuell habe ich zum Beispiel ein Tagesgeldkonto bei Moneyou im Einsatz. Moneyou ist eine 100%-Tochter der niederländischen ABN Amro und bietet den Vorteil, dass ich hier bis zu 5 Unterkonten einrichten kann und so für jede Rücklage ein eigenes Konto mit eigener IBAN einrichten kann. Leider schließt die ABN Amro das Angebot bis Jahresende, weshalb ich mich auch hier nach einer Alternative umschauen muss. Ich halte euch hier auf dem Blog auf dem Laufenden, für was ich mich entschieden habe.

5. Investitionen

Sofern sämtliche Konsumschulden getilgt sind und Rücklagen für Notfälle, Anschaffungen, etc. aufgebaut sind, kannst du mit dem Investieren anfangen. In einem weiteren Artikel zeige Ich euch auch hier Möglichkeiten für den Einstieg an der Börse. Dies kann ein Einstieg über ETFs sein, aber auch Einzelaktien. Des weiteren werde ich auch auf einen möglichen Einstieg im Bereich der P2P-Kredite eingehen.

 

Wie immer stellt dies keine Anlageberatung dar, sondern lediglich meine eigene Meinung. Hier findet ihr den Disclaimer