Wer „Rich Dad – Poor Dad von Robert Kiyosaki“ * gelesen hat, weiß dass selbst genutztes Wohneigentum kein Vermögenswert darstellt, sondern eine Verbindlichkeit. Selbst genutztes Wohneigentum liefert erstmal keinen Cashflow und ist letztendlich eine Lifestyle Entscheidung die jeder für sich selbst treffen muss. Auch ich habe vor sieben Jahren diese Entscheidung getroffen. Ich habe mich FÜR das selbst genutzte Eigenheim entschieden und ein freistehendes Einfamilienhaus gekauft. Der wesentliche Vorteil für mich ist, die Freiheit darin tun zu können was ich möchte. Ich habe außerdem die Sicherheit, dass mir vom Vermieter nicht wegen Eigenbedarf gekündigt werden kann. Ob das selbst genutzte Wohneigentum auch aus finanzieller Sicht sinnvoll ist oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Wohnungs- oder Hauseigentümer zum Zwangssparen gezwungen sind, weshalb sie oftmals am Ende finanziell besser da stehen als Mieter.
Investition in Photovoltaik
Dieser Beitrag soll sich jedoch um etwas anderes drehen. Es geht darum, wie man mit einem Einfamilienhaus, wie in meinem Fall, auch zusätzlichen Cashflow erzeugen kann. Ich denke dabei nicht an die Vermietung über beispielsweise Airbnb, sondern über die Installation einer Photovoltaikanlage. Im Jahr 2017 habe ich mich entschlossen dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. In einem ersten Schritt habe ich 9,8 kwP an Leistung in Kombination mit einem 7 kwh fassenden Speichersystem zu installieren. Ich habe mir zwei Angebote eingeholt und mich letztendlich für eine Kombination aus BenQ PV-Modulen, SolarEdge Wechselrichter und Leistungsoptimierer und einem Lithium-Ionen Speichersystem von LG Chem entschieden. Mir gefiel der Gedanke mit selbst erzeugtem Strom den ich in das öffentliche Netz einspeise, Geld zu verdienen. Zeitgleich spare ich Geld, da ich den selbst erzeugten Strom auch direkt verbrauchen kann und somit bei meinem Energieversorger weniger Strom einkaufen muss.
Was bedeutet so eine Investition und wie hoch kann der Cashflow aus solch einer Anlage ausfallen?
Die Kalkulation
Annahmen:
- Invest Anlage: 19.500,00 EUR (Netto)
- Einspeisevergütung je KWh: 12,6 Cent
- Eingespeister Strom: 9.000 KWh
- Gesamter Stromverbrauch je Jahr: 3.400 KWh
- Stromkosten je KWh: 30 Cent
- Einsparung Stromkosten durch Eigenverbrauch: 75 % (2.550 KWh)
Renditeberechnung:
- Invest Anlage: 19.500,00 EUR (Netto)
- Einspeisevergütung: 1.134 EUR / Jahr (94,50 EUR / Monat)
- Einsparung Stromkosten je Jahr: 765 EUR
- Ertrag / Jahr: 1.899,00 EUR
- Break Even: nach 10,26 Jahren
Laufzeit und Steuern
Die Laufzeit einer Photovoltaikanlage beträgt üblicherweise 20 Jahre. So lange ist zumindest die Einspeisevergütung garantiert. Wie die Einspeisevergütung 20 Jahre nach dem Inbetriebnahmedatum aussieht ist Stand heute noch nicht geklärt. Ab diesem Zeitpunkt findet keine Förderung der Anlage mehr statt. Einen Anspruch auf eine Vergütung auf den aktuellen Stromeinkaufspreis an der Strombörse besteht ebenfalls nicht. Innerhalb der nächsten 5 Jahre fallen ca. 2 Gigawatt an PV-Leistung aus der Förderung. Aus meiner Sicht kann es nicht im Sinne der Politik sein, dass noch funktionsfähige Anlage in Elektroschrott verwandelt werden. Ich gehe davon aus, dass man hier eine Lösung finden wird, sobald das Problem akut wird. Dies könnte so aussehen, dass der Betreiber nochmal eine Verlängerung für 5 oder 10 Jahre mit der dann gültigen Einspeisevergütung zugesichert bekommt. Steuerlich wird der Anschaffungspreis einer PV-Anlage über 20 Jahre abgeschrieben. Die Einnahmen müssen ebenfalls versteuert werden. Dies erfolgt mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz. Zuvor erstellt man eine Gewinn und Verlust Rechnung. Alle Ausgaben die man als Betreiber in Bezug auf den Betrieb der Photovoltaikanlage hat werden natürlich dem Gewinn gegen gerechnet. Dies können z.B. Kosten für Versicherung, Wartung aber auch Zinsaufwendungen sein, sollte die Anlage fremdfinanziert sein. Auch das Thema Finanzierung kann interessant sein. Banken finanzieren solche Vorhaben sehr gerne, da die Erträge relativ sicher sind durch die garantierte Einspeisevergütung. Dadurch sind die Konditionen für ein solches Darlehen auch äußerst günstig. Teilweise beträgt der Zinssatz dafür nicht einmal 1,0 %.
Fazit
Was an dieser Investition tatsächlich toll ist, ist dass die Einnahmen wirklich komplett passives Einkommen darstellen. Eine Ausnahme gibt es: Die quartalsweise Umsatzsteuervoranmeldung beim Finanzamt und die jährliche Steuererklärung. Ist die Anlage einmal installiert hat man mit dem Betrieb tatsächlich keinerlei Aufwände. Man muss lediglich einmal das Geld investieren und die Anlage Strom erzeugen lassen. So habe ich einen monatlichen Cashflow von knapp 100 EUR realisiert. Zusätzlich spare ich durch den Eigenverbrauch ca. 750 EUR jedes Jahr an Stromkosten. Ob ich nochmals einen Stromspeicher mit installieren würde, weiß ich nicht. Finanziell lohnt sich diese Anschaffung kaum. Der darüber in den Nachtstunden verbrauchte Strom kann nicht eingespeist werden. Somit ergibt sich nur eine Einsparung aus der Differenz der Stromkosten des Versorgers und der entgangenen Einspeisevergütung. In meinem Fall sind dies 17,4 Cent (30 Cent minus 12,6 Cent) je über den Speicher verbrauchte KWh Strom.
Bisher habe ich mit dem Betrieb der Anlage ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Auch wenn der anfängliche Aufwand nicht ganz zu unterschätzen ist. Das aufwändigste war die Registrierung der Anlange beim Netzbetreiber. Bis dieser einen Einspeisezähler installiert hat und man einen Einspeisevertrag zur Unterschrift vorliegen hat, können durchaus einige Wochen ins Land ziehen. Erst ab diesem Zeitpunkt verdient man mit der Anlage schließlich auch Geld.
Etwas mehr als ein Jahr später habe ich eine zweite Anlage auf meinem Dach installiert, sowie eine weitere Anlage auf einer Doppelhaushälfte die ich fremd vermiete. Über beides berichte ich in naher Zukunft in einem weiteren Artikel.